Pflanzenhaarfarben Guide | Anwendung, Mischungen & Tipps
Pflanzenhaarfarben – Wirkung, Anwendung & Hintergrund
Pflanzenhaarfarben sind die natürliche Alternative zu chemischen Färbemitteln. Sie pflegen das Haar während des Färbens, schützen die Haarstruktur und schenken einzigartige, lebendige Farbtöne. Auf dieser Seite findest du eine vollständige Anleitung, ausführliches Hintergrundwissen zur Haarstruktur und praktische Tipps zur Anwendung und Pflege. Ideal für alle, die ihre Haare auf natürliche Weise färben möchten.
Die Struktur des Haares
Ein menschliches Haar besteht aus drei Schichten: der Cuticula (Schuppenschicht), dem Cortex (Faserschicht) und teilweise der Medulla (Mark). Die Cuticula ist die äußerste Schicht und schützt das Haar. Sie funktioniert wie ein Tannenzapfen – liegen die Schuppen flach an, wirkt das Haar glatt und gesund.
Der Cortex bestimmt die Haarfarbe und -struktur. Hier befinden sich die Farbpigmente (Melanine), die das Haar blond, braun, rot oder schwarz erscheinen lassen. Bei grauen Haaren fehlen diese Pigmente.
Wie Pflanzenhaarfarben funktionieren
Im Gegensatz zu chemischen Farben dringen Pflanzenhaarfarben nicht ins Innere des Haars, sondern ummanteln es sanft. Die Farbpigmente aus Henna, Indigo, Katam oder Cassia binden sich an die Cuticula und verleihen dem Haar nicht nur Farbe, sondern auch Glanz und Stärke. Der Farbton entsteht im Zusammenspiel mit deiner natürlichen Haarfarbe.
Die Färbung ist oxidativ: Durch das Anrühren mit warmem Wasser werden pflanzliche Glykoside in ihre farbaktive Form überführt und entwickeln ihre Wirkung erst beim Trocknen und der Einwirkung von Sauerstoff.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Vorbereitung
- Haare am besten vor der Färbung mit einer natürlichen Seife (z. B. Alepposeife oder Sidr) waschen, um Rückstände von Stylingprodukten oder Fetten zu entfernen.
- Kein Conditioner oder Öl vor dem Färben verwenden.
2. Menge des Pflanzenpulvers
- Kurzes Haar / Ansatz: 50–80 g
- Schulterlanges Haar: ca. 100 g
- Sehr langes Haar: bis zu 120 g
3. Anrühren der Paste
Immer zuerst das Pulver in eine Schüssel geben. Dann nach und nach warmes Wasser dazugeben und gut rühren, bis eine cremige, nicht zu flüssige Paste entsteht.
Temperaturtipp: Das Wasser sollte ca. 50–60 °C warm sein – nicht kochend! Du kannst dich daran orientieren, dass es angenehm warm an den Fingerspitzen ist, aber nicht brennt.
4. Auftragen der Paste
- Variante 1: Haare in vier Partien teilen, dann Strähne für Strähne vom Ansatzbis in die Spitzen auftragen.
- Variante 2: Paste großzügig einmassieren – einfacher, aber ggf. weniger präzise.
- Für eine Ansatzfärbung Strähne für Strähne nur am Ansatz auftragen.
Pflanzenhaarfarben lagern sich bei jedem Färbevorgang schichtweise am Haar an. Dadurch können die Längen mit der Zeit etwas dunkler werden.
Wenn du das vermeiden möchtest, empfiehlt es sich, nur den Ansatz nachzufärben und die Längen bei Bedarf nur kurz mitzubehandeln.
5. Warmhalten & Einwirkzeit
- Nach dem Auftragen: Frischhaltefolie oder Duschhaube + warme Wollmütze.
- Optional: zusätzlich Rotlichtlampe oder Sonne.
- Einwirkzeit je nach Haarstruktur und Farbwunsch: 1–4 Stunden.
- Je länger die Einwirkzeit, desto intensiver und haltbarer die Farbe.
- Mischverhältnisse & Farbtöne
Grundstoffe und ihre Wirkung:
- Henna: Für kräftige, warme Rottöne – besonders haltbar.
- Indigo: Für dunkle bis schwarze Töne.
- Katam: Für aschige, kühle Braun- und Dunkeltöne.
- Cassia (neutrales Henna): Farblose Pflege, verleiht blondem Haar goldenen Glanz.
Farbwirkung je nach Anteil:
- Je mehr Henna, desto rötlicher und wärmer das Ergebnis.
- Je mehr Katam oder Indigo, desto dunkler und kühler.
- Je mehr Cassia, desto heller und natürlicher.
Beispielmischungen:
- Warmbraun: 50 % Henna + 50 % Katam
- Goldblond: 90 % Cassia + 10 % Henna
- Ginger: 100 % Henna oder 90 % Henna + 10 % Cassia
- Hellbraun: 50 % Cassia + 30 % Katam + 20 % Henna
- Aschblond: 70 % Cassia + 25 % Katam + 5 % Henna
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Schwarz: 1. Schritt Henna, 2. Schritt Indigo (mit 24 h Abstand)
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Zwei-Schritt-Verfahren:
Zuerst wird das Haar mit Henna vorpigmentiert. Nach etwa 24 Stunden folgt eine zweite Färbung mit Indigo oder Katam, um einen tiefdunklen Farbton zu erzielen.
Tipp:
Katam und Indigo sollten immer mit etwas Henna kombiniert werden, damit die Farbe besser hält und gleichmäßiger wird. Welche Pflanze besser funktioniert, hängt stark von deiner Haarstruktur ab – hier lohnt sich das Ausprobieren.
Optional:
Amla für mehr Volumen, Sidr zur Pflege oder zur Fixierung bei empfindlicher Kopfhaut.
Katam & Indigo – richtig kombiniert:
Katam und Indigo sollten immer mit etwas Henna gemischt werden, damit sich die Farbe besser am Haar anlagert und länger hält.
Beide Pflanzen erzeugen ähnliche Töne im dunkelbraunen bis schwarzen Farbspektrum.
Welche Variante für dich besser funktioniert, hängt von deiner Haarstruktur und deinem gewünschten Farbton ab – manche Haare nehmen Indigo besser an, andere Katam.
Hier hilft nur: ausprobieren und beobachten, was dein Haar bevorzugt.
Nach dem Färben
- Paste gründlich nur mit Wasser ausspülen, kein Shampoo verwenden!
- Optional: Essig im letzten Spülgang hilft beim Versiegeln der Schuppenschicht.
- 1–3 Tage nicht waschen, damit sich die Farbe vollständig oxidieren kann.
- Vor der ersten Wäsche eine Ölkur über Nacht (z. B. mit Haaröl oder Olivenöl) einwirken lassen.
- Zur Reinigung empfehlen wir unser Sidr Waschpulver – mild, farberhaltend und pflegend.
Hinweise & Tipps
- Keine säure- oder fetthaltigen Zusätze (z. B. Zitrone, Joghurt, Öl) in die Paste geben.
- Vorher an ausgefallenen Haaren testen, um den Farbton einzuschätzen.
- Graues Haar immer mit Henna "vorpigmentieren", um Grünstich zu vermeiden.
- Bei sehr dunklem Farbwunsch in zwei Schritten arbeiten: Henna + Indigo/Katam.